Die Deutsche Kim Petras ist die erste Transfrau, die den Grammy gewinnt

Kim Petras ist die erste Transfrau, die einen der wichtigsten Musikpreise, den Grammy, gewinnt. Geboren in Köln hat sich die Deutsche in den Pop-Olymp gesungen. Alles über Petras und ihre Grammy-Auszeichnung erfahren Sie hier.

Gemeinsam mit Sam Smith erhielt die 30-jährige Petras die begehrte Auszeichnung in der Kategorie "Bestes Pop Duo" für ihren Song "Unholy" bei der diesjährigen Grammy-Verleihung.

Petras kommentierte die Auszeichnung laut dem Stern mit den Worten: "Ich will nur all den unglaublichen Transgender-Legenden vor mir danken, die diese Türen für mich geöffnet haben, damit ich heute Abend hier sein kann."

Weiter sagte Petras: "Ich bin an einer Autobahn mitten im Nirgendwo in Deutschland aufgewachsen. Und meine Mutter hat mir geglaubt, dass ich ein Mädchen bin. Ohne sie wäre ich nicht hier."

Petras hat sich bereits im Alter von 16 Jahren einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen und ist damit die jüngste Person, von der dies bekannt ist.

Geboren wurde Kim Petras als Tim Petras im Jahr 1992 in Köln und wuchs in Uckerath bei Bonn auf.

Bereits früh erkannte Petras ihre eigene Transidentität und begann schon mit zwei Jahren, Röcke und Kleider zu tragen. Petras' Eltern hielten dies zunächst für eine Phase. Als Petras mit fünf Jahren jedoch sagte, dass sie gerne ein Mädchen sein möchte, sicherte ihre Mutter ihr die Unterstützung zu.

Petras sagt über diese Zeit im Interview mit Zeit Online: "Bei mir hat ja alles schon als Kind angefangen. Ich habe mich schon immer wie ein Mädchen gefühlt. Mit fünf habe ich meinen Körper gehasst. Ich konnte mich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, wollte es weg haben. Ich bin mit einer Schere durch mein Zimmer gerannt, um mich davon zu befreien."

Das Verständnis der eigenen Eltern war für Petras entscheidend: "Meine Mutter hat mir damals schon gesagt, dass ich mich geschlechtsangleichend operieren lassen kann, wenn ich älter bin. Das hat mir sehr geholfen. Als ich zehn war, habe ich begonnen, zu Psychologen zu gehen. Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die mich wirklich verstanden."

Zunächst hatte Petras allerdings Schwierigkeiten, da sie bei den aufgesuchten Ärzten auf Unverständnis stieß. Diese taten sie als "verrückt" ab, wie sie selbst sagt.

Im Jahr 2003, also im Alter von 11 Jahren, stellte der Chefarzt der Kinderklinik in Frankfurt am Main, Bernd Meyerburg Petras laut dem Spiegel eine Bestätigung in Form eines Arztbriefs aus: "Es besteht kein Zweifel an der Unumkehrbarkeit des Wunschs, da er durchgehend seit frühester Kindheit zu beobachten war."

Da sich Petras auch in der Schule feminin kleidete, erfuhr sie Mobbing. Zudem ging sie "in Latexkleidern und Doc-Martens-Schuhen in die Schule", wie sie im Zeit Online-Interview angibt. Zuhause durfte sie tragen, was sie wollte, in der Schule hatte sie allerdings Probleme wegen ihrem Kleidungsstil.

Allerdings änderte Petras auch trotz des Mobbings ihren Kleidungsstil nicht: "Von Mode kann mich niemand wegziehen. Ich wollte wenigstens gut angezogen sein, wenn jemand sein Schulbrot auf mich wirft", sagt Petras im Interview mit Zeit Online.

Das Mobbing in der Schule sowie das Leben im falschen Körper führten bei Petras zu Suizidgedanken: "Ich hatte Suizidgedanken, weil ich nicht als Junge leben wollte", so Petras im Interview mit Zeit Online.

Petras Rettung war die Flucht in die Musik. Sie investierte Zeit, Englisch zu lernen und schrieb eigene Popsongs in der Sprache.

Ab dem Alter von 12 Jahren erhielt Petras eine Hormontherapie. So wurde zunächst die physische Entwicklung zum Mann während der Pubertät unterbunden und im Anschluss die Entwicklung zur Frau herbeigeführt.

Mit 13 Jahren hatte Petras einen TV-Auftritt bei Stern TV und sprach gemeinsam mit ihren Eltern über die Hormontherapie. Im Alter von 14 Jahren war Petras Teil der Reportage "Mann oder Frau?" des Senders Vox und erlangte so internationale Bekanntheit. Petras bat in der Sendung um eine vorgezogene Operation zur Frau.

Im Alter von 15 Jahren begann Petras, eigene Lieder und Videos im Internet hochzuladen.

Petras erste Single, "Last Forever", welche sie 2008 veröffentlichte, erhielt auf den Online-Plattformen YouTube und MySpace große Resonanz.

Ebenfalls im Jahr 2008, das heißt im Alter von 16 Jahren, veröffentlichte Petras ihre erste kommerzielle Single "Fade Away".

In Deutschland hatte Petras Schwierigkeiten, ihre Musik bei Produzenten unterzubringen. Diese sagten nach Aussage von Petras im Interview mit Zeit Online: "Deine Songs klingen zu amerikanisch, das funktioniert in Deutschland nicht. Dein Sound ist zu Pop."

Aus diesem Grund entschied sich die damals 19-jährige Petras im Jahr 2011 für einen Umzug in die USA.

In Los Angeles hatte Petras zunächst keine Kontakte und kein Geld. Sie arbeitete dort als Songschreiberin und schlief auf einem Sofa in einem Studio, wie sie im Interview mit Zeit Online berichtet. Zu ihrem Glück sang die bekannte Sängerin Fergie einen der von Petras geschriebenen Songs ein. Obwohl dieser nie veröffentlicht wurde, bekam Petras weitere Verträge angeboten.

In der Folge erhielt Petras einige Aufträge zur Zusammenarbeit mit bekannten Produzenten. Weiterhin arbeitete sie selbst als Sängerin.

Im Jahr 2016 gründete die damals 24-Jährige Petras ihr eigenes Musiklabel namens "BunHead Records".

Im Jahr 2017 hatte Petras im Alter von 25 Jahren den Durchbruch als Sängerin: Ihr Lied "I Don't Want It at All" erreichte bei Spotify die Global Viral 50 Charts. Die New York Times nannte sie bereits damals "Princess of Gloss" und Petras wurde mit Lady Gaga verglichen, so Die Zeit.

In den nachfolgenden Jahren veröffentlichte Petras verschiedene Songs, die jedoch nur als Singles und nicht als Albumversion geplant waren. Petras selbst bezeichneit diese Singles als "Era 1", welche sie im Jahr 2019 als vollendet ansah.

Auch in der Musikbranche hatte Petras wegen ihrer Transsexualität mit Vorbehalten und Widerständen zu kämpfen, wie sie im Interview mit Zeit Online sagt: "Eine Frau in einer hohen Position bei einer sehr bekannten Plattenfirma in Los Angeles hat mich mal gefragt, ob ich transsexuell sei, weil es trendy ist. Andere Leute haben gesagt, es sei gegen Gott und haben nicht mehr mit mir gearbeitet."

Davon hat sich Petras allerdings nicht unterkriegen lassen und im Jahr 2019 ihr Debütalbum "Clarity" bei ihrem Label "BunHead Records" veröffentlicht. Im Anschluss ging sie auf Tour durch die USA und Europa.

Nun, drei Jahre später, erhielt Petras in der Nacht zum Montag den Grammy.

Petras' Song "Unholy", welchen sie gemeinsam mit Sam Smith performt hat, wurde in Großbritannien und den USA zum Nummer-1-Hit und kam in Deutschland und der Schweiz unter die Top 5.

Petras ist damit die erste Transfrau, die einen Grammy gewinnt. Diese Auszeichnung ist laut dem Stern somit auch ein "Zeichen für mehr Diversität".

Der Song "Unholy" handelt von einem Familienvater, der sich in einem Stripclub vergnügt, so der Stern.

Petras lebt weiterhin in Los Angeles, die auch die "Stadt der Engel" genannt wird und nach New York die zweitgrößte Stadt der USA sowie das Zentrum der US-amerikanischen Musik- und Filmindustrie ist.