99 Jahre Loriot: Erinnern Sie sich?
Das korrekt gekleideten Strichmännchen mit Knollennase, Familie Hoppenstedt, der Mops, ... Loriot ist und bleibt eine Legende im deutschen Humor.
Laut tz.de beantwortete Loriot 2007 die Frage, wer oder was ihn geprägt habe mit dem Satz: "Ich weiß, als ich anfing zu studieren, wohnte ich zwischen dem Irrenhaus, dem Zuchthaus und dem Friedhof. Allein die Lage wird es gewesen sei – glaube ich.“
Er wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Vicco von Bülows bürgerlicher Name war Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow. Die Familie des berühmten Humoristen war ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht, und das hat etwas mit dem Künstlernamen Loriot zu tun.
Das Wappentier der Familie von Bülow ist ein Pirol (im Bild) und auf Französisch nennt man den Singvogel Loriot. Unter diesem Pseudonym machte sich der Karikaturist, Autor, Regisseur und Schauspieler bereits in den 50er Jahren einen Namen mit seinen Cartoons. Aber angefangen hat alles ganz anders...
Entsprechend der Familientradition schlug er eine Offizierslaufbahn ein. Nach dem Krieg arbeitete er nach eigener Schilderung für etwa ein Jahr als Holzfäller. Dann studierte er von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik an der Kunstakademie Hamburg.
Die Anfänge seiner Künstlerlaufbahn waren alles andere als einfach. Seine Reihe 'Auf den Hund gekommen' im Magazin Stern wurde 1953 wegen Leserprotesten abgesetzt.
Ein Beispiel. Eine Hundedame im Strandkorb: Vor ihr spielt ein kleiner Mann mit Melone im Sand, und ein anderer Hund spricht die Hundedame streng darauf an, dass ihr Verhalten nicht ginge, sie solle sich vorstellen, jeder brächte seinen Menschen mit an den Strand! "Beschämend scheußlich, bis zu geschmacklos" waren die wütenden Kommentare.
Im Bild der Sketch 'Der sprechende Hund' aus 'Loriots dramatische Werke I'.
1954 veröffentlichte ein Schweizer Verleger endlich Loriots Buch 'Auf den Hund gekommen: 44 lieblose Zeichnungen'. In den 70er Jahren durfte er für die ZDF-Sendung 'Drei mal Neun' das Maskottchen Wum (im Bild) entwerfen.
Die TV-Figur Wum, und später auch Wendelin, wurden überaus populär. Genau wie 'ihr' Sofa.
Unvergessen sind auch die unzähligen Sketche mit Evelyn Hamann (im Bild links neben Loriot), die Millonen zum Lachen gebracht haben.
Von Bülows Comicfigur Loriot war ein zentrales Element des deutschen Fernsehens. Wer erinnert sich nicht an 'Weihnachten bei Hoppenstedts'?
Im Bild: Vicco von Buelow in der Ausstellung 'Loriot. Die Hommage' im Filmhaus am Potsdamer Platz in Berlin im November 2008.
1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller 'Ödipus si'. 1991 folgte 'Pappa ante portas' Immer mit dabei, Evelyn Hamann in der weiblichen Hauptrolle. Aber sie hatte es nicht immer leicht...
"Er war ein penibler Pedant, ein Mix aus seinem Opa Hoppenstedt und Buster Keaton: Eine Szene in 'Pappa ante portas' ließ er 34-mal wiederholen! So steht es in Körzdörfers Nachruf in Bild.de.
2009 wird Vicco von Bülow mit der Goldenen Lola des Deutschen Filmpreises ausgezeichnet.
Zwei Jahre vorher, am 14. Juli 2007, verabschiedete sich Vicco von Bülow, alias Loriot, auf der Bühne des Theaters am Gärtnerplatz in München, nachdem er zum letzten Mal in Leonard Bernsteins Musical 'Candide' als Sprecher aufgetreten war.
Vicco von Bülow heiratete 1951. Seine Frau Rose-Marie Schlumbom, genannt Romi, war seitdem an seiner Seite, 61 Jahre lang.
Am 22. August 2011 starb Vicco von Bülow - und mit ihm Loriot - im Alter von 87 Jahren. Sein Grab in Berlin wurde zum 10. Jahrestag mit zahlreichen Gummi-Enten verziert. Sehr passend für diesen Humoristen, der die seltene Gabe hatte über alles, einschliesslich sich selbst, zu lachen.