Die Beatles, Elton John, Beyoncé... Die unverständlichsten Grammy-Niederlagen

Auszeichnungen sind subjektiv, und Musik ist eine Frage des Geschmacks. Aber die Grammys, die seit 1959 von der Recording Academy of the United States verliehen werden, um "herausragende" Leistungen in der Musikindustrie zu würdigen, wurden bei vielen Gelegenheiten dafür kritisiert, dass sie die wichtigsten Preise nicht an die Künstler vergeben, die sie am meisten verdienen.

Dieser Preis gilt weithin als der wichtigste Preis, der jedes Jahr vergeben wird. Er wird verliehen, um "künstlerische Leistungen, technisches Können und allgemeine Exzellenz in der Musikindustrie zu würdigen, ohne Rücksicht auf Albumverkäufe, Chartpositionen oder die Ansicht der Kritiker." Angesichts ihrer Bedeutung ist diese Kategorie auch diejenige mit den größten Kontroversen. Hier ein paar Beispiele.

Das Jahr 1985 war eine Zeit des Aufbruchs und der großen Hoffnungen, weil viele Länder eine Wirtschaftskrise hinter sich ließen. 'Zurück in die Zukunft' kam in die Kinos, Michail Gorbatschow wurde Staatsoberhaupt der UdSSR und Coca-Cola versuchte erfolglos den 'neuen Cola-Geschmack' einzuführen. Mit Live Aid im Mittelpunkt war es ein herausragendes Jahr für die Musik.

Und in diesem Jahr waren die Nominierten für das Beste Album...

'She’s So Unusual' war das Debütalbum der Sängerin und Songwriterin Cyndi Lauper, das 1983 veröffentlicht wurde. Das Album enthält Hits wie 'Girls Just Want to Have Fun', 'Time After Time' und 'She Bop'. Seine Mischung aus Pop, Rock und New Wave hat dazu beigetragen, den Sound der 80er zu definieren und Cyndi Laupers Platz als Pop-Ikone zu festigen.

Das für den gleichnamigen Film aufgenommene Album gilt weithin als eines der größten Werke von Prince und als Klassiker der Musik der 80er Jahre. Es enthält Hits wie 'When Doves Cry', 'Let’s Go Crazy' und den Titelsong 'Purple Rain'.

Das siebte Studioalbum von Bruce Springsteen enthielt Hits wie 'Dancing in the Dark', 'Cover Me' und natürlich den Titeltrack 'Born in the USA'. Ungeachtet des Uptempo-Sounds und der synthesizerlastigen Produktion behandeln die Texte des Albums Themen wie Desillusionierung, Verlust und die Folgen des Vietnamkriegs.

Das zweite Studioalbum von Lionel Richie enthält berühmte Titel wie 'All Night Long (All Night)', 'Hello' und 'Penny Lover'. Das Album demonstrierte Lionel Richies Mischung aus R&B, Soul und Popmusik, die dazu beitrug, ihn als einen der führenden Künstler seiner Zeit zu etablieren.

Tina Turners fünftes Album enthielt Klassiker wie 'What’s Love Got to Do With It', 'Better Be Good to Me' und 'Private Dancer'. Es war ein weltweiter kommerzieller Erfolg und positionierte Tina Turner als einen der größten weiblichen Stars der Welt.

Welches Album das Beste ist, ist natürlich eine Frage des Geschmacks. Aber rückblickend kann man sagen, dass vor allem 'Purple Rain' und 'Born in the USA' völlig revolutionäre Alben waren, die den Lauf der Zeit gut überstanden haben. Auch die Alben von Tina Turner und Cindi Lauper gelten immer noch als Klassiker.

Ob Richies Album so gut gealtert ist wie die der anderen, ist fraglich. Auffällig ist, dass Lionel Richie zusammen mit Frank Sinatra, Stevie Wonder, Paul Simon und Taylor Swift zu den größten 'Album des Jahres'-Gewinnern der Geschichte gehört. Macht sie das zu den besten aller Zeiten?

1970 war ein Jahr des kulturellen und politischen Umbruchs, geprägt von Ereignissen wie dem Kent-State-Massaker, der Invasion in Kambodscha während des Vietnamkriegs und dem Aufkommen der Umweltbewegung. Die Beatles lösten sich auf, die Bürgerrechtsbewegung war in vollem Gange und die Black Panther hielten ihre erste Nationale Volksversammlung ab. In diesem Jahr waren die Nominierten …

Das sehr zeitgemäße Album enthielt Hits wie 'Aquarius/Let the Sunshine In' und 'Wedding Bell Blues'. Es enthielt eine Mischung aus Pop, Soul und R&B, mit engen Harmonien und flotten Tempi.

Das elfte Studioalbum der Beatles enthielt Hits wie 'Come Together', 'Something' und 'Here Comes the Sun'. 'Abbey Road' gilt weithin als eines der größten Werke der Beatles. Die Mischung aus Rock, Pop und klassischer Musik des Albums sowie seine innovativen Aufnahmetechniken setzen Maßstäbe für zukünftige Generationen von Musikern.

Das zweite Studioalbum der Jazz-Rock-Gruppe enthielt 'Spinning Wheel' und 'You've Made Me So Very Happy'. Das Album bot eine Mischung aus Jazz, Rock und Blues, mit innovativen Arrangements und kraftvollem Gesang.

Bild: Columbia Records, Billboard Magazine 1972 über Wikimedia Commons

Das Album zeigte die Mischung aus Folk-, Rock- und Popmusik der Gruppe mit engen Harmonien und introspektiven Texten. Es etablierte das Trio als eine der einflussreichsten Folkgruppen der Zeit.

Diese Live-Aufnahme im Gefängnis von San Quentin ist eines der legendärsten und beliebtesten Alben von Cash und enthält Songs wie 'A Boy Named Sue' und 'Folsom Prison Blues'. Es war sowohl bei den Kritikern als auch kommerziell ein Erfolg und ein Beweis für seine anhaltende Popularität in der Country-Musik.

Sicher, es hat einige großartige Melodien... Aber kann es wirklich mit Abbey Road oder Johnny Cash At San Quentin mithalten? Es war eindeutig ein gutes Jahr für die Musik, aber haben sich die Grammys in diesem Punkt geirrt?

Bild: Albumcover von 'Blood, Sweat & Tears' von Blood, Sweat & Tears

Die Beatles, die weithin als eine der kultigsten Popbands aller Zeiten gelten, haben in ihrer Karriere nur einmal den Preis für das beste Album gewonnen: 1968 für 'Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band'. Im Jahr 1966 setzte sich Frank Sinatras Album 'September of My Years' gegen 'Help' durch. Im Jahr 1967 setzte sich Sinatras 'A Man and His Music' wiederum gegen 'Revolver' durch.

'Magical Mystery Tour' verlor 1969 gegen 'By the Time I Get to Phoenix' von Glen Campbell. Und bei der bereits erwähnten Preisverleihung der 1970er Jahre unterlag 'Abbey Road' gegen 'Blood, Sweat & Tears'. Insgesamt haben Künstler wie Adele und Taylor Swift mehr Grammys für das beste Album erhalten als die Beatles.

Die Rolling Stones, ebenfalls eine der legendärsten Bands des 20. Jahrhunderts, haben nie einen Grammy für das beste Album gewonnen und waren nur einmal nominiert: 1979 für das Album 'Some Girls'. Es verlor gegen den 'Saturday Night Fever Soundrack'. Auch andere Rock'n'Roll-Größen wie Pink Floyd, David Bowie, Led Zepplin und Queen wurden nie für das Album des Jahres nominiert.

Von den 10 Alben, die das Magazin Rolling Stone als die besten aller Zeiten bezeichnet, wurden nur zwei mit einem Grammy ausgezeichnet: 'Rumours' von Fleetwood Mac und 'Songs in the Key of Life' von Stevie Wonder. Marvin Gaye, die Beach Boys, Joni Mitchells 'Blue' und Nirvana wurden nicht einmal nominiert. 'Purple Rain' und 'Abbey Road' gingen, wie bereits erwähnt, auch leer aus.

Beyoncé hat zwar mehr einzelne Grammys als jeder andere Künstler gewonnen, aber noch keinen Preis für das beste Album. Im Jahr 2010 verlor 'I Am... Sasha Fierce' gegen 'Fearless' von Taylor Swift. Im Jahr 2015 verlor ihr gleichnamiges Album 'Beyoncé' gegen "Morning Phase" von Beck. Im Jahr 2017 verlor 'Lemonade' gegen '25' von Adele.

Die Grammys haben bisher nur ein Madonna-Album nominiert: 'Ray of Light' im Jahr 1999. Es verlor gegen 'The Miseducation of Lauryn Hill', und die ursprüngliche Queen of Pop war seitdem nie wieder im Rennen.

2001 waren die Nominierten für das Album des Jahres 'Kid A' von Radiohead, 'The Marshall Mathers LP' von Eminem, 'Midnite Vultures' von Beck, 'Two Against Nature' von Steely Dan und 'You’re The One' von Paul Simon. Es war auch das Jahr, in dem die Blue Man Group bei der Zeremonie auftrat. Erinnern Sie sich, wer das Album des Jahres gewonnen hat?

Steely Dan ist zwar eine klassische Band, aber ihr Comeback-Album schlug in diesem Jahr einige wirklich legendäre und höchst einflussreiche Alben. Vor allem die Alben von Radiohead und Eminem, die von der Kritik hoch gelobt wurden und ein Verkaufsschlager waren. Wird das Steely-Dan-Album genauso in die Geschichte eingehen wie diese Alben? Wahrscheinlich nicht.

2014 war ein Jahr, in dem viele starke Künstler auftauchten: das Hip-Hop-Duo Macklemore & Ryan Lewis, der experimentierfreudige britische Künstler James Blake, die Hip-Hop-Legende Kendrick Lamar (im Bild bei der Verleihung mit Imagine Dragons), die Country-Sängerin Kacey Musgraves und der gefeierte Sänger Ed Sheeran. Was glauben Sie wer gewonnen hat?

Sicher, damals hatten sie mit 'Same Love' einen großen Hit, der einer der wenigen Hip-Hop-Songs war, in dem es um LGBT-Rechte ging. Aber rückblickend haben alle anderen Nominierten das Duo in den Schatten gestellt und sind auch fast ein Jahrzehnt später noch sehr einflussreiche und angesagte Musiker.

Rosalia, ein spanischer Popstar, räumte bei den Latin Grammys ab und gewann das Album des Jahres. Aber sie wurde nicht einmal für die 'Mainstream'-Grammys im Jahr 2023 nominiert. Bad Bunny dagegen schon... und Rosalias Album 'Motomami' schlug sein 'Un Verano Sin Ti' bei den Latin Grammys.

Fallen Ihnen noch andere Beispiele ein, die nicht berücksichtigt wurden? Teilen Sie uns Ihre Ansichten in den Kommentaren mit!