Die wahre Geschichte von La Dolce Vita
Es scheint fast unmöglich, die Bilder von 'La Dolce Vita' von Fellinis gleichnamigem Film zu trennen. Doch obwohl der grundlegende Beitrag des Regisseurs hervorgehoben werden sollte, geht La Dolce Vita weit über die Fragmente und Szenen eines Films hinaus.
La Dolce Vita in Italien war kein Märchen, keine imaginäre Erzählung, sondern existierte wirklich, in all ihren Widersprüchen.
Wir befinden uns in Rom in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren. Italien stand kurz davor, nach der schwierigen Zeit im Zweiten Weltkrieg das sogenannte 'italienische Wirtschaftswunder' zu erleben.
Die italienische Hauptstadt schien aus dem Alptraum und der Enge der Kriegszeit aufgewacht zu sein und die Menschen hatten die Lebensfreude und den Spaß wiederentdeckt.
Wenn Rom die Stadt der Dolce Vita war, dann war die Via Veneto, mit ihren luxuriösen Clubs und den Partys bis zum Morgengrauen, der wahre Mittelpunkt: das perfekte Rezept, um die Aufmerksamkeit des nationalen Jetsets auf sich zu ziehen.
Im Bild: Marcello Mastroianni, Anouk Aimée, Luise Rainer, Anita Ekberg und Yvonne Furneaux
Die Straßen im Zentrum Roms waren jedoch nicht nur eine Attraktion für italienische Stars, sondern zogen auch einige der berühmtesten internationalen Stars an.
Auf dem Foto: John Wayne
Die Anwesenheit ausländischer Stars in Rom ist nicht überraschend. In jenen Jahren beherbergten die Cinecittà-Studios einige große Hollywood-Produktionen, darunter die großen amerikanischen Kolosse wie 'Quo vadis?', angezogen von den niedrigen Kosten in Italien zu jener Zeit und einer Politik, die ausländische Investitionen begünstigte.
Auf dem Foto: die Besetzung des in Cinecittà gedrehten Films, darunter Robert Taylor und Deborah Kerr
In dieser Zeit trafen in Rom etablierte Regisseure und große Schauspielerinnen und Schauspieler (wie Katharine Hepburn), aber auch aufstrebende Stars, Intellektuelle, Künstler und Aristokraten aufeinander. Und alle schienen krampfhaft auf der Suche nach Erfolg und Ruhm zu sein.
Und wenn es Berühmtheiten gibt, kann es auch keinen Mangel an Fotografen geben, wie die legendären Tazio Secchiaroli und Rino Barillari, die erst nach der Veröffentlichung von Fellinis legendärem Film als 'Paparazzi' in die Geschichte eingehen sollten.
Auf dem Foto: zwei Fotografen, die auf die Ankunft von Brigitte Bardot im Jahr 1963 warten
Der König des Dolce Vita war Walter Chiari. Er war es, wie Fellini selbst zugab, der den gleichnamigen Film inspirierte. Seine amourösen Abenteuer, Schlägereien mit den Paparazzi und Eifersuchtsszenen, in denen er die Hauptrolle spielte, füllten seitenweise die Skandalzeitungen der damaligen Zeit. Mit seiner vieldiskutierten Affäre mit der amerikanischen Diva Ava Gardner war das Zepter dann nicht mehr zu halten.
Auf dem Foto: Ava Gardner und Walter Chiari
Die beiden lernten sich am Set von 'Die kleine Hütte' kennen und es war Liebe auf den ersten Blick. Sie wurden unzertrennlich, wurden immer zusammen gesehen und wurden das von den Paparazzi am meisten verfolgte Paar. Ihre Liebe endete jedoch genau so, wie sie begonnen hatte, nämlich blitzschnell, aber sie reichte aus, um den Mythos von La Dolce Vita zu begründen.
Das römische Filmmilieu dieser Zeit erleichterte Begegnungen, aber vor allem Liebesbeziehungen: Liz Taylor verliebte sich in Rom bei den Dreharbeiten zu 'Cleopatra' in Richard Burton.
Und ebenfalls in Rom lernte Audrey Hepburn ihren ersten Ehemann kennen, Mel Ferrer, ihren Co-Star in dem Film 'Krieg und Frieden'.
Roms prickelndes Ambiente mit seinen lebhaften Nächten wurde zum Anziehungspunkt für Filmstars. Es diente auch als Kulisse für ein immer intensiveres kulturelles Umfeld, das große Persönlichkeiten aus der Welt der Kunst und Literatur, wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir (im Bild), Igor Strawinsky und den Bildhauer Alexander Calder, anzog.
Literarische Cafés, wie das historische Caffè Rosati, wurden zu beliebten Treffpunkten der römischen Bourgeoisie, aber vor allem von Künstlern, Schriftstellern und Journalisten, wie Pasolini, Monicelli, De Chirico, Guttuso und Rossellini. Auch die Politiker verschmähten sie nicht.
Die Hauptstadt war jedoch nicht nur die von Fellini gefeierte "Dolce Vita". Rom war zum Teil immer noch die 'offene Stadt', von der Rossellini mehr als ein Jahrzehnt zuvor erzählt hatte, eine Stadt, in der die Wunden des Krieges und die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit für einige noch immer nicht ganz verheilt waren.
Armut war eine Realität, die das Italien jener Zeit nicht sehen (und zeigen) wollte. Laut ISTAT (Nationales Institut für Statistik) waren Anfang der 1960er Jahre über 13.000 Familien in Rom gezwungen, in Baracken zu leben, weit entfernt vom Luxus der Filmstars und der wilden Nachtclubs der Via Veneto. Und das war leider die dunkle Seite von La Dolce Vita, eine dramatische Realität, die das Kino nicht immer den Mut hatte zu zeigen.
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