Erinnern Sie sich an t.A.T.u.? Die Veränderung nach 20 Jahren
Es war das Jahr 2000, der Beginn eines neuen Jahrhunderts, als Lena Katina und Yulia Volkova die bereits turbulente Musikszene revolutionierten.
In einer Zeit, in der Britney Spears und Christina Aguilera das Image der neuen Pop-Lolitas symbolisierten, haben zwei russische Teenager mit einem revolutionären, transgressiven und rebellischen Konzept die Klischees auf den Kopf gestellt. T.A.T.u. wurde gegründet.
Lena Katina und Yulia Vólkova hatten es darauf angelegt: t.A.T.u. war ein Akronym, das für "Die eine liebt die andere" stand. Die beiden präsentierten sich der Welt als Paar und stellten ihre Beziehung bei jedem Auftritt mit einem leidenschaftlichen Kuss auf der Bühne zur Schau.
Falls das noch nicht deutlich genug war: In ihrer Single und ihrem größten Hit 'All the Things She Said' küssten sie sich (fast) am Schultor, in ihren Schuluniformen. Die Resonanz war groß und t.A.T.u. wurde ein weltweiter Hit und eine Referenz für die LGTBIQ+ Community.
Im Jahr 2001 erschien das vollständige Album mit dem Titel '200 Po Vstrechnoy' (200 km/h auf der falschen Spur), das weltweit 13 Millionen Mal verkauft wurde. Es war unglaublich.
Aber alles begann bergab zu gehen, als 2004 einige Fakten über t.A.T.u. bekannt wurden. Sie waren weder ein Paar noch lesbisch. Das Ganze war eine Marketingstrategie, die der Publizist Ivan Shapovalov und der Produzent Alexander Dimayuga ausgeheckt hatten.
Diese Talentscouts hatten 1998 einen Casting-Aufruf in Russland veranstaltet, um neue weibliche Talente zu finden und sie international bekannt zu machen. Lena Katina und Yulia Volkova stachen aus der Masse heraus, auch wenn zunächst nur auf Lena Katina gesetzt wurde.
Wie es das Schicksal wollte, sah Shapovalov einen Film, in dem sich zwei Highschool-Mädchen ineinander verliebten, und beschloss, diese Idee auf die Gruppe zu übertragen. So entstand t.A.T.u.
Lena Katina erinnerte sich daran, wie die Lüge um ihre Beziehung im Jahr 2011 in der Sendung 'Story Caravan' begann. "Wir standen vor dem Mikrofon und Ivan sagte, wir sollen uns küssen. Vólkova und ich haben gelacht, aber er wurde wütend. Irgendwie hat das ganz natürlich funktioniert. Yulia kam mir zuerst näher, und das hat seltsame und interessante Gefühle in mir ausgelöst", erklärte sie.
Dieser Test überzeugte Iwan Schapowalow, der mit dem Schnitt fortfuhr und das Video von 'All the Things She Said' so bearbeitete, dass ein romantisches Interesse und eine Spannung zwischen den beiden angedeutet wurde, ohne dass sie sich tatsächlich küssten.
Da gleichgeschlechtliche Liebe in Russland erst wenige Jahre zuvor legalisiert worden war, war t.A.T.u. eine unerwartete Revolution und eine Hymne auf die Freiheit der Liebe, was in diesem Land bis dahin unbekannt war.
Natürlich haben Lena Katina und Yulia Volkova ihre Rolle voll ausgereizt. Bei jedem Interview, jedem Auftritt, jedem Konzert und jeder Veranstaltung gab es den erwarteten leidenschaftlichen Kuss der beiden Sängerinnen. Das Publikum konnte nicht genug von ihnen bekommen.
2003 verfehlten sie den Sieg beim Eurovision Song Contest nur knapp, als sie den dritten Platz belegten. In diesem Jahr gewann Sertab Erener mit ihrem Song 'Everyway that I can'.
Mit 'Ne Ver, Ne Boysia, Ne Prosi' schaffte es t.A.T.u mit 164 Punkten auf den dritten Platz, nur drei Punkte hinter der türkischen Siegerin (167 Punkte). Dazwischen lag Belgien (165) in einem der engsten und denkwürdigsten Wettbewerb der jüngeren Vergangenheit.
Der ESC war der Höhepunkt ihrer Karriere. Danach ging es bergab.
Das Privatleben von Lena Katina und Yulia Volkova kam ans Licht, und es stellte sich heraus, dass sie gar kein Paar waren. Zu allem Überfluss wurde Julia Wolkowa 2004 von ihrem Partner schwanger, was deutlich machte, dass sie auch an Männern Interesse hatte.
Trotz dieser Polemik machte t.A.T.u. weiter, nachdem Yulia Volkova ihr Kind bekommen hatte. Aber nichts war wie zuvor.
Die Millionen von Fans, die sie in kurzer Zeit gewonnen hatten, vertrauten ihnen nicht mehr und fühlten sich verraten. "Wir haben immer für die grenzenlose Liebe gekämpft", versuchte die Band 2007 in einer Erklärung zu argumentieren. Ohne Erfolg.
Bis zu ihrer Trennung im Jahr 2011 veröffentlichten sie dennoch sechs Alben und verkauften über 40 Millionen Tonträger, was sie zu einer der profitabelsten und meistverkauften Gruppen der Geschichte machte.
Fünf Jahre später, Anfang 2016, gaben sich Lena Katina und Yulia Vólkova eine zweite Chance und planten die Veröffentlichung eines neuen gemeinsamen Albums: 'Love In Every Moment'. Es hat nicht funktioniert.
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Lena Katina veröffentlichte eine Erklärung in den sozialen Medien, in der sie Julia Vólkova vorwarf, alles in Bezug auf die Gruppe bestimmen zu wollen. "Ich muss mitteilen, dass eine zukünftige Zusammenarbeit absolut unmöglich geworden ist", begann die Erklärung.
Doch damit nicht genug. Julia Wolkowa, die sich selbst als offen bise*uell bezeichnete, sagte im russischen Fernsehen, dass sie niemals einen schwulen Sohn lieben könnte. "Ich würde ihn verurteilen, denn ein Mann muss ein echter Mann sein. Gott hat den Menschen geschaffen, um sich fortzupflanzen, so liegt es in der Natur".
Diese Aussagen waren der endgültige Todesstoß eines möglichen Comebacks der Gruppe. Zumindest dachte das die Welt bis Anfang Oktober 2021. In einem Instagram-Live bestätigte Lena Katina, dass t.A.T.u. eine neue Chance bekommen wird.
Die Sängerin kündigte an, dass sie sich 2022 wieder treffen werden, um die mehr als 20-jährige Geschichte der Gruppe zu feiern. Ohne zu viele Details zu kennen, ist es logisch anzunehmen, dass auch einige der Hits der Solosänger dabei sein werden.
Lena Katina und Yulia Volkova sind mittlerweile Mütter. Sie haben ein beziehungsweise drei Kinder und ein eindrucksvolles Erscheinungsbild.
Lena Katina sieht noch so aus wie vor 20 Jahren und ist an ihren roten Haaren leicht zu erkennen.
Doch Yulia Vólkova hat sich seit ihren Anfängen in der Musikbranche stark verändert. Ihr kurzes, wallendes Haar ist verschwunden und hat einer tiefschwarzen Mähne Platz gemacht. Außerdem hat sich ihr Schulmädchen-Look zu dem einer Femme fatale gewandelt.
Wir dürfen gespannt sein, wie sie nach dem letzten Versuch einer Wiedervereinigung auf der Bühne performen werden. Außerdem bleibt abzuwarten, ob das Comeback diesmal erfolgreich sein wird.
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