Will Smith: Die unerwarteten und lukrativen Vorteile der Ohrfeige
Seit der Ohrfeige, die Will Smiths Chris Rock bei den Oscars 2022 gab, folgte für den Schauspieler eine schlechte Nachricht der anderen: Vetos, Statements... Sein Image und einige Projekte blieben ebenfalls auf der Strecke.
Womit der Schauspieler sicher nicht gerechnet hat, ist, dass der Vorfall ihm Vorteile einbringen würde: Seine Biografie 'Will', die 2021 erschien, hat es jetzt an die Spitze der 'New York Times'-Bestsellerliste für Sachbücher geschafft.
'Will', geschrieben von Mark Manson, brauchte 21 Wochen und eine denkwürdige Ohrfeige, um auf Platz 1 zu landen. Kurioserweise sind die Memoiren von Dave Gohls, 'The Storyteller', auf dem zweiten Platz.
Es ist klar, dass sich Tragödien und Kontroversen gut verkaufen, aber wie ist Will Smith von Amerikas perfektem Nachbarn zu einer Persona non grata geworden? Alles begann mit einem schlecht getimten Witz.
Als Will Smith Chris Rock bei der Oscar-Verleihung 2022 ins Gesicht schlug, stand die Welt für drei Sekunden still. Nach dem ersten Schock dachten alle dasselbe: Das wird Folgen haben. Und die gab es: 10 Jahre Oscar-Verbot!
Dem Schauspieler wird nicht nur die Teilnahme an der Oscar-Verleihung untersagt, sondern auch "... an allen Veranstaltungen oder Programmen der Akademie, persönlich oder virtuell, einschließlich, aber nicht beschränkt auf die Oscar-Verleihung", heißt es in dem Schreiben von Akademie-Präsident David Rubin und CEO Dawn Hudson.
Trotz dieses Vorfalls erhielt Will Smith den Oscar als bester Schauspieler für 'King Richard", sodass man meinen könnte, dass dieser Vorfall nur eine hässliche Erinnerung bleiben würde. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
In seiner Dankesrede bei der Oscar-Verleihung entschuldigte Will Smith sich nicht direkt bei Chris Rock, was er aber am nächsten Tag auf Anraten seines Managements tat. Aber leider war es viel zu spät.
Schon nach wenigen Tagen begann Will Smith, für seine beiden Fehltritte zu büßen: den Angriff auf einen Kollegen in einer Live-Sendung und das Fluchen im Fernsehen, was absolut verboten ist.
Einer der Produzenten der Oscars 2022, Will Packer (im Bild), erzählte 'Good Morning America', dass die Polizei zum Dolby Theater in Los Angeles kam, um Will Smith wegen Körperverletzung zu verhaften.
Letztendlich entschied Chris Rock jedoch, keine Anzeige zu erstatten, was Will Smith vor strafrechtlichen Konsequenzen für seine Ohrfeige bewahrte.
Stunden nach dem Vorfall beschloss die Filmakademie, ein Disziplinarverfahren gegen Will Smith einzuleiten, der sich jedoch entschloss, aus der Akademie auszutreten, bevor der Fall geklärt war.
Ein Rücktritt, der sich mehr durch die Schlagzeilen als durch die Konsequenzen bemerkbar macht. Durch seinen Rückzug verlor Will Smith sein Stimmrecht, aber ohne das Verbot der Academy wäre er weiterhin zu zukünftigen Galas eingeladen worden.
Die ersten wirklichen und öffentlichen Konsequenzen für Will Smith waren, dass zwei seiner anstehenden Projekte auf Eis gelegt wurden. Die Filme 'Bad Boys 4' und 'Fast and Loose' werden laut The Hollywood Reporter vorerst nicht weiter produziert.
Nach dem Erfolg des Films 'Bad Boys for Life', der vor der Pandemie mehr als 420 Millionen Dollar einspielte, zögerte Sony nicht, den vierten Film der Saga abzusetzen.
Will Smith hatte laut 'THR' bereits 40 Seiten des Drehbuchs für 'Bad Boys 4' erhalten, wo er wieder mit Martin Lawrence zusammenarbeiten sollte.
Doch Sony hat nach dem Vorfall beschlossen, das Projekt vorerst zu pausieren. Nun ist die Rückkehr von Mike Lowrey ungewiss.
Das andere Projekt, das Will Smith verloren hat ist 'Fast and Loose'. Die Netflix-Produktion war schon vor der Oscar-Verleihung 2022 in Schwierigkeiten.
David Leitch (im Bild) sollte die Regie übernehmen, stieg aber aus dem Projekt aus, um mit Ryan Gosling in 'Fall Guy' Regie zu führen. Netflix, der Produzent des Films, war also gerade auf der Suche nach einem Regisseur.
Wie 'The Hollywood Reporter' berichtet, wurde die Suche vorerst gestoppt, und es bleibt abzuwarten, ob sie irgendwann wieder aufgenommen wird.
Es gibt noch zwei weitere Projekte, an denen Will Smith beteiligt ist. Das erste, 'Emancipation', unter der Regie von Antoine Fuqua (im Bild) und produziert von Apple, befindet sich momentan in der Postproduktion.
Vom zweiten Film, 'The Council', ist nur bekannt, dass Peter Landesman (Bild) Regie führte.
Es ist kaum zu glauben, dass nur wenige Tage nach dem Skandal die Folgen für Will Smith ein solches Ausmaß angenommen haben. Das lässt darauf schließen, dass seine Zukunft in Hollywood nicht besonders rosig aussieht. Zumindest vorerst.
Auf der anderen Seite der Skala befindet sich Chris Rock. Abgesehen von dem unglücklichen Witz über Jada Pinkett Smith war seine Reaktion auf die Ohrfeige überraschend gelassen und professionell, ebenso wie die Tatsache, dass er keine Anzeige erstattete.
Die Öffentlichkeit hat den Komiker wegen dieser Geschichte zum Märtyrer gemacht und Chris Rock bekommt bei jedem öffentlichen Auftritt Standing Ovations.
Außerdem ist laut Mirror seine Comedy-Tournee, die Ego Death Tour, bereits Monate im Voraus ausverkauft und aufgrund der großen Nachfrage gibt es Zusatztermine.
Chris Rock verhandelt laut Mirror angeblich mit Oprah Winfrey und Ellen DeGeneres über millionenschwere Interviews.
Der Komiker, der in den 90er und 2000er Jahren seinen Höhepunkt erreicht hatte, hat erlebt, wie diese Ohrfeige ihm einen Popularitätsschub verschafft hat, der ihm große Gewinne einbringen wird. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Chris Rock durch diesen Vorfall finanzielle Vorteile haben wird.
Die Ohrfeige von Will Smith an Chris Rock und andere Highlights der Oscars 2022