Uwe Seeler ist tot: eine Fußball-Legende verlässt endgültig den Platz

Uwe Seeler starb am 21. Juli 2022 im Alter von 85 Jahren
Zu Ehren von Uwe
Von Beckenbauer bis Amateur-Kicker
Sein Denkmal wurde zum Blumenmeer
Er kam aus einer Fußball-Familie
Anfänge beim Hamburger Sport-Verein
Sein Talent zeigte sich schon früh
Große Erfolge und Auszeichnungen
Bundestrainer Sepp Herberger wollte ihn in der A-Mannschaft
Kapitän bei der deutschen Nationalmannschaft
72 Länderspiele
Heimatverbunden und dem Verein treu
Karriereende und Abschiedsspiel 1972
Werbung für die Deutsche Bahn
Lieder und Uns Uwe
Geburtstag vor Anpfiff
Ehe: Mäuschen und Regierung
Sport war sein Leben
Sozialengagement und Stiftung
Ein Autounfall veränderte sein Leben
Gesundheitliche Probleme
Er war für seine Sprüche bekannt
Uwe Seeler starb am 21. Juli 2022 im Alter von 85 Jahren

Am Donnerstag, den 21. Juli 2022 gab der Hamburger SV, bekannt, dass Uwe Seeler im Alter von 85 Jahren in Norderstedt bei Hamburg gestorben ist und die Fußballwelt stand zunächst still.

(Bild: Uwe Seeler wurde nach seinem Abschiedsspiel 1972 von Reportern umringt und später von den Fans aus dem Stadion getragen)

Zu Ehren von Uwe

Am Donnerstagabend lief die deutsche Nationalmannschaft der Frauen im EM-Viertelfinale gegen Österreich in Leipzig mit einem Trauerflor auf. Außerdem war Seelers Bild im Stadion zu sehen.
Der HSV änderte sein Hintergrundbild bei Twitter und schrieb: Wir trauern um Uwe Seeler. Mit ihm geht ein ganz Großer des Welt-Fußballs und ein besonderer Mensch."

Von Beckenbauer bis Amateur-Kicker

Neben Politikern, deutschen und internationalen Vereinen und Fans äußerte sich auch sein langjähriger Freund und Kollege Franz Beckenbauer bei 'Sportbild': "Das darf doch nicht wahr sein, der Uwe war mein ältester Freund. Und mein bester. Er hat mich immer unterstützt, als ich ganz jung zur Nationalmannschaft kam. So wie er sein Leben lang allen geholfen hat."

Sein Denkmal wurde zum Blumenmeer

Schon zu Lebzeiten, genauer gesagt am 24. August 2005, bekam er im Hamburger Volksstadion ein Denkmal. Der Riesenfuß aus Bronze im Maßstab 20:1 wurde nach dem echten Fußabdruck des Fußballidols angefertigt. Seelers Markenzeichen waren seine berühmten Fallrückzieher, mit denen er in den fünfziger bis siebziger Jahren zu einem der besten Stürmer der Welt zählte.
Bereits wenige Stunden nach Bekanntwerden seines Todes war der Fuß mit Blumen, Kerzen und Abschiedsgrüßen übersäht.

Er kam aus einer Fußball-Familie

Uwe Seeler wurde am 5. November 1936 in Hamburg geboren, hatte 2 ältere Geschwister und ist mit Sport aufgewachsen. Seine Mutter Anny war eine begeisterte Schwimmerin und Handballspielerin. Sein Vater Erwin Seeler gehörte in den 1920er und 1940er Jahren zu den bekanntesten Fußballspieler der Region. Weil er zu dieser Zeit beim Hamburger SV spielte, meldete er seine Söhne Dieter (ebenfalls Fußball-Profi) und Uwe dort an.

Anfänge beim Hamburger Sport-Verein

Im Jahr 1953 spielte Uwe, der nie Herr Seeler genannt werden wollte, mit nur 16 Jahren zum ersten Mal für die Seniorenmannschaft in einem Freundschaftsspiel. Ein Jahr später erhielt der talentierte Mittelfeldspieler vom DFB eine Sondergenehmigung, um dauerhaft in der Oberliga Nord spielen zu können, schoss gleich sein erstes Tor und wurde zum Stammspieler.

Sein Talent zeigte sich schon früh

Uwe war mit seiner hohen Trefferquote maßgeblich am Erfolg der Hamburger Mannschaft beteiligt. Mit dem HSV wurde der Nachwuchsstar Oberligameister, stand neunmal im Finale um die deutsche Meisterschaft, gewann den DFB-Pokal und wurde Meister und Vizemeister.

Große Erfolge und Auszeichnungen

Uwe wurde in der Saison 1963/64 der erste Torschützenkönig der kurz zuvor gegründeten Bundesliga. Neben vielen weiteren Auszeichnungen wurde der Hamburger im Laufe seiner Karriere mehrmals Fußballspieler des Jahres.

Bundestrainer Sepp Herberger wollte ihn in der A-Mannschaft

Bundestrainer Sepp Herberger berief den erst 17-jährigen Uwe im Jahr 1954 in die A-Nationalmannschaft. Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielte Seeler 72 Mal und schoss dabei 43 Tore. Er war bei vier Weltmeisterschaften dabei, ohne jedoch den begehrten Titel zu gewinnen.

Kapitän bei der deutschen Nationalmannschaft

1966 führte Seeler die deutsche Mannschaft als Kapitän ins WM-Finale im Londoner Wembley-Stadion gegen England, das Deutschland in der Verlängerung und auch wegen des berüchtigten Wembley-Tors verlor. Trotz der Enttäuschung über die Entscheidung und Niederlage ging Uwe mit gutem Beispiel voran und war einer der ersten, die England zum Sieg gratulierten.

72 Länderspiele

Mit seinem letzten Auftritt, dem 72. Länderspiel gegen Ungarn am 9. September 1970, überbot er den Rekord von Paul Janes aus dem Jahr 1942. Er schoss 43 Tore und hatte die beste Torquote aller deutschen Spieler mit mehr als 70 Länderspielen.

Heimatverbunden und dem Verein treu

Der 1,70 Meter große Ehrenspielführer hatte nie Ambitionen, den HSV zu verlassen, obwohl er einige verlockende Angebote bekam, unter anderem 1961 von Inter Mailand. Doch Seeler blieb lieber in seiner Heimat und seinem 'Häuschen'.

Karriereende und Abschiedsspiel 1972

Am 1. Mai 1972 wurde Uwe Seeler mit einem Abschiedsspiel gebührend von seiner aktiven Fußballzeit verabschiedet. In der internationalen Star-Auswahl, die gegen den HSV spielte, waren unter anderem Franz Beckenbauer, Bobby Charlton, George Best und Gerd Müller. Der HSV verlor mit 7:3, aber Uwe bekam einen Elfmeter.

Werbung für die Deutsche Bahn

Abseits des Spielfeldes kannten viele Deutschen auch durch seine lustigen TV-Werbespots, unter anderem für die Deutsche Bahn und adidas.

Lieder und Uns Uwe

Natürlich zollten zahlreiche Künstler dem Hamburger Ehrenbürger mit Liedern Tribut. Darunter auch Klaus & Klaus mit 'Uns Uwe'.
Diesen Spitznamen erhielt Seeler laut 'Express' 1961 nach einem Europa-Pokalspiel gegen den FC Burnley, das in voller Länge im Fernsehen übertragen wurde und bei dem der HSV gewann. Anschließend lobte ein Journalist die Fußball-Ikone und schrieb über 'Uns Uwe' - Plattdeutsch für 'Unser Uwe'.

Geburtstag vor Anpfiff

Seeler hielt dem Verein sein Leben lang die Treue, war von 1995 bis 1998 Präsident des HSV und verbrachte so oft wie möglich Zeit im Hamburger Stadion, auch an seinem Geburtstag.

 

Ehe: Mäuschen und Regierung

Seit 1959 war Seeler mit seiner Ilka verheiratet. In einem NDR-Interview 2021 verrieten die beiden, dass Ilka ihren Mann liebevoll 'Mäuschen' nannte. Sie war 'Die Regierung', weil sie den Familienalltag fast alleine stemmte. Das Paar hat drei Töchter und sieben Enkel. Einer davon ist der Bundesliga-Profi Levin Öztunali (Union Berlin).

Sport war sein Leben

Im Laufe seines Lebens entdeckte Seeler seine Leidenschaft für Golfen und Tennisspielen.

Auf dem Bild ist er bei einem Eröffnungsturnier des 'Golf-Club Syke' mit einigen Prominenten aus Sport, Film und Fernsehen zu sehen.

Sozialengagement und Stiftung

Der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes war für seine Bescheidenheit bekannt und konnte seinen Mitmenschen nur selten einen Wunsch abschlagen.
Die Uwe Seeler-Stiftung unterstützte Menschen mit geistiger Behinderung mit Sport mit dem Ziel, ihnen mehr Selbstbewusstsein und Anerkennung zu verleihen.
Hin und wieder besuchte er auch Amateur-Fußballmannschaften, wie beispielsweise die der JVA Lübeck (Bild)

Ein Autounfall veränderte sein Leben

Ein schwerer Autounfall vor dem Elbtunnel hatte 2010 Seelers Lebensqualität enorm beeinträchtigt. Seine Familie sagte damals gegenüber der 'Welt': "Wir sind froh, dass er noch lebt." Aufgrund des Unfalls war die Fußball-Ikone auf einem Ohr taub, hatte Gleichgewichtsstörungen und bekam Sportverbot.

Gesundheitliche Probleme

Außerdem bekam er einen Herzschrittmacher, ein künstliches Hüftgelenk nach mehreren Stürzen und musste sich einen Tumor in der Schulter entfernen lassen. Später kamen dann laut 'Bild' auch noch Demenz und Parkinson hinzu. Dadurch wurden seine öffentlichen Auftritte immer seltener.

Er war für seine Sprüche bekannt

Eines seiner Lebensmottos lautete: "Genieße jeden Tag! Es werden ja immer weniger. Aber den Weg gehen wir alle. Also mach was draus!"

Das hat er zweifellos getan.